Und es wird still ...
Wann ist es schon mal still in dieser Welt? Am 24.12. ab 17 Uhr, wenn das Christkind kommt (aber nur, wenn es ein zentraleuropäisches ist), am 25.12. frühmorgens auf der Autobahn (aber nicht mehr zu Mittag, wenn die Verwandten zum Schweinsbraten anreisen) und am 1.1. überhaupt den ganzen Tag (aber nicht in einem drin, da brummt’s oft recht laut). Ansonsten findet man Stille durch freiwilligen oder unfreiwilligen Rückzug, i.e. Verstecken am Klo oder Verstecken unter der Deck’n, weil man sich zuvor mit irgendetwas angesteckt hat. Viele von uns haben sich (noch) nicht angesteckt und damit das so bleibt, treten wir nun geschlossen den Rückzug an. Welche positiven Aspekte das für uns persönlich und insgesamt für den Planeten haben könnte, lest Ihr hier:
Wenn es draußen still wird, kann man plötzlich ganz weit sehen: Kinder in Peking entdecken erstmals in ihrem Leben, dass der Himmel blau und die diffuse Lichtquelle am Himmel in Wahrheit eine große, gelbe Scheibe ist. Die wenigen in ihrer Stadt verbliebenen Venezianer sehen nach Jahrzehnten wieder das Trottoir, auf dem sie gehen, Fischer in Italien entdecken, dass es doch noch Delfine in der Adria gibt, weil keine Schiffe fahren … nur die Wiener entlang des Gürtels, die sehen schwarz: Statt im permanenten Grundrauschen zu dösen, werden sie nun von den Vogerln geweckt, um 4.30 Uhr. Das macht sie grantig, aber das passt so, denn das bedeutet: Alles ist gut. Alles ist wie immer. Nur anders.
Wenn es draußen still wird, kann man nicht weit gehen: Statt zu Ostern nach Lanzarote zu fliegen, mit der Billig-Airline übers Wochenende nach Rom/Kopenhagen oder für die ganz Ambitionierten unter uns nach Ibiza (mit Umsteigen), langweilen wir uns auf Balkonien oder im Beserlpark und werden Teil des Soziotops, das wir bestenfalls durch die sprachlichen Anomalien unserer Kinder kennen. Aber so lernen wir sie vielleicht besser verstehen, in ihrer Welt, die uns oft so fremd ist.
Wenn es draußen still wird, kann es drinnen ganz schön laut werden. Das liegt nicht nur an den schulpflichtigen Kindern, die wir in den nächsten Wochen als Eltern UND LehrerInnen in Personalunion zu bändigen haben. Das liegt auch an all den Stimmen in uns, die sich plötzlich Gehör verschaffen wollen.
Denn: Wenn es draußen still wird, können wir sie endlich und/oder besser hören. Vielleicht machen sie uns grantig. Vorerst. Aber das passt so, denn das bedeutet: Alles wird gut. Anders halt.
Auch bei FROHLOTTE wird in nächster Zeit einiges anders: Der beliebte Blog erscheint situationselastisch dann, wenn es möglich ist. Die Schmückstücke wechseln wöchentlich wie bisher, allerdings greifen wir AUCH auf bereits bestehende Stücke zurück. Aber: Spätestens Ende April zeigen wir Euch, wie Ihr Eure Fußfesseln sexy in Szene setzt und dass die Lesebrille DAS modische Accessoire der altersbedingt fehlsichtigen, jedoch stets berufsjugendlichen Dame ist.
“Enjoy the silence”
(Depeche Mode)
https://www.youtube.com/watch?v=aWGzr-kOoQY&list=RDaWGzr-kOoQY&start_radio=1&t=39