Aufbrechen
Kein Adventkranz. Kein Adventskalender. Und ein enttäuschtes Kindergesicht. Das ich aber erst sah, als es schon zu spät war: am Abend des 1. Adventsonntags. Ich war so beschäftigt mit dem Start von FROHLOTTE, ich hatte es einfach vergessen. Verdammt! Am nächsten Morgen ging mein Sohn wie immer in die Schule und ich, erstmals, in ein Kloster. Auf “Adventbesinnung”, für 24 Stunden. Die hatte ich zwar dringend nötig, aber ausgerechnet jetzt, wo ich ohnehin so viel zu tun hatte? Und dann war da ja auch noch die Sache mit dem Adventkranz …
Ich tauchte ein in eine mir vollkommen fremde Welt. Auf die Frage, was Weihnachten für mich ist, hatte ich keine Antwort. Aber ich hörte, dass Weihnachten etwas mit Aufbruch zu tun hat: Die Hirten waren aufgebrochen, Maria und Josef waren aufgebrochen … und plötzlich der Gedanke: das hat was mit mir zu tun. Ich war doch auch gerade aufgebrochen. Ich hatte einer Sehnsucht Ausdruck verliehen und FROHLOTTE öffentlich gemacht. Und nun wurde mir klar, dass Aufbruch nicht nur bedeutet, in eine Richtung loszugehen. Sondern zunächst einmal den Mut zu haben, sich selbst auf-zu-brechen, offen zu werden für neue Gedanken, Konzepte und Menschen. Zum Beispiel für den Gedanken, in ein Kloster zu gehen. Zum Beispiel für das christliche “Konzept” von Advent. Zum Beispiel für die Menschen, denen ich dort begegnet bin. Und es zeigt sich mir ein Bild: ein Granatapfel. Unter seiner unscheinbaren Schale warten jede Menge wunderschöne, dunkelrote Perlen darauf, entdeckt zu werden. Nimmt man sie behutsam raus, ist jede einzelne purer Genuss. Versucht es mal, die Mühe lohnt sich!
Ich geh’ dann mal weiter Perlen sammeln, bis nächste Woche!
P.S.: Übrigens: am Ende der Adventbesinnung, während der ich größtenteils schlief, fiel ich vor lauter Heimfahrstress die Treppe hinunter. Mein blau-grün verfärbter Knöchel macht mich jetzt zwar nicht ruhig, aber langsam. Ganz langsam. Adventkranz haben wir jetzt auch. Den hat eine meiner Perlen besorgt.