Meine Katze sagt Mama
Liebe Ehemänner und -frauen da draußen! Die Geschichten aus der Reihe “Das (Ehe)Leben ist kein Ponyschlecken” sind eine Liebeserklärung an Euch und Eure skurrilen Marotten. Denn es sind die Brüche in Euren Persönlichkeiten, Eure unvorhersehbaren Handlungen und oft auch unverständlichen Worte, die unserem Alltags(Ehe)grau Farbe verleihen. Wir lieben Euch trotzdem oder vielleicht sogar deshalb. Und umgekehrt - hoffen wir - ist es genauso.
Prolog:
Mamas helfen. Heilen. Und horchen zu. Die Katze hat das auch kapiert.
Grade am Muttertag kommen Erinnerungen auf ... zum Beispiel an die ersten Worte der lieben Kleinen. In der Regel ist das erste Wort: "Mama". Unser Sohn sagte zunächst mal erwartungsgemäß "Nein", dicht gefolgt von "Bagga". "Mama" kam auf Platz drei.
Bei unserem kleinen Vierbeiner hatte ich mehr Glück. Warum der sprechende Fellpatschen zwar “Mama” aber immer noch nicht "Lotti" rufen kann, erfahrt Ihr in der neuen Geschichte:
Meine Katze sagt Mama
Lesezeit: 2 Min
Wir sind ein gesprächiger Haushalt, bei uns wird von frühmorgens bis spätabends parliert. Das Gesprächsvolumen steigt in dem Maße an, in dem Weihnachten näherrückt, also zirka ums Doppelte ab Juli. Bei plus 32 Grad höre ich geduldig zu, wenn unser Sohn seine heraufdräuende Weihnachtsfreude mit dem Satz: „Mama, ich freu mich schon so auf Weihnachten, weißt du, was ich mir heuer vom Christkind wünsche?“ eröffnet. Je nachdem, was gerade besonders spannend ist, beginnt mein Tag mit dem großen M für Märklin, dem P für Playmobil oder dem L-Tech für Lego Technik (aktuell ist es Fortnite, die Geschichte stammt aus dem Jahr 2017). Anschließend freue ich mich über sechs bis sieben Stunden absolute Stille in meinem Home Office, ehe es am Nachmittag nahtlos weitergeht mit dem Satz, der zuletzt vor dem Schultor gesprochen wurde. Der für mich am Nachmittag allerdings wiederum völlig neu ist, weil ich mich an das Gesagte vorm Schultor, auf dem Schulweg und beim Frühstück natürlich nicht die Spur erinnern kann. Das ist süße Mutterrache für all die Ermahnungen, Belehrungen und Nörgeleien, die bei meinem Kind seit acht Jahren nicht als Handlungsanweisung, auch nicht als Empfehlung, sondern als inhaltsloser Vokalbrei in Singsangform ankommen.
Genau so mach ich das auch. Nämlich gar nix. Ich schaue „ins Rohr“, also durch meinen kleinen Gesprächspartner hindurch und schalte mein Gehirn auf Durchzug. Durch diesen Alphawellen-Tunnel rauscht ab und zu ein „Mhm“, um meinem Gegenüber Anwesenheit zu signalisieren und ab und zu entfährt mir ein „Echt?“ . Nun wird es allerdings gefährlich, ich muss höllisch aufpassen, denn wenn mein Sohn „Ja, Mama? Passt das eh für dich, Mama?“ sagt, droht die akute Gefahr einer Zusage, die ich später bitter bereue. So ergebe ich mich und tauche mit hinab in die Untiefen von Märklin, Lego und wie sie alle heißen.
Unsere kleine Mitbewohnerin, Katze Emmi, ist stille Zeugin all dieser Gespräche, Erzählungen, Diskussionen und Streitereien. In ihrer Persönlichkeit ist sie ein Freigeist und nach einer längeren Anwesenheit im wortgewaltigen Zuhause oft tagelang verschollen. Vielleicht hat ja das eine mit dem anderen etwas zu tun.
Nun ist mir vor einiger Zeit aufgefallen, dass sie bei ihrem Eintreffen frühmorgens in der gleichen Melodie miaut wie ich „Hal-lo, Emm-i“ singe. Es ist unser Begrüßungsritual und ich bin sehr stolz auf meinen sprechenden “Fellpatschen”. Sie passt sich eben ihrem Haushalt an und erzählt mir oft minutenlang irgendwas. Ich gehe selbstverständlich - ähnlich aufmerksam wie bei Leo - empathisch auf sie ein, indem ich ihr mit „Echt jetzt? Na, das ist aber interessant“ antworte. Ich sage: „Aha. Und was war noch?“, während sie sich die Seele aus dem Leib maunzt. Vielleicht hat sie aber einfach nur Hunger und ich hab wieder mal die falsche Dose geöffnet, ich Ignorantin.
Vor kurzem allerdings ereignete sich etwas, das ich unglaublich finde und mein Mutterherz höher schlagen lässt: Sie kam nach Hause und miaute laut und deutlich „Ma-ma“. Ich schwöre! Mein Sohn war Ohrenzeuge und würde es jederzeit bestätigen. Natürlich glaubt uns keiner, aber: Dieser Tage lese ich in der Zeitung von einer Linguistin, die Katzensprache erforscht. Sie bestätigt, dass Katzen umso mehr „sprechen“, je gesprächiger der Haushalt ist, in dem sie leben. Und dass sie TATSÄCHLICH Lautmelodien nachahmen können. Ist das nicht unglaublich? Natürlich hat das weniger mit kognitiven Fähigkeiten als mit Wiederholungen zu tun.
Können Sie sich also vorstellen, wie oft bei uns „Ma-ma!“ gerufen wird, dass es auch schon die Katze kann? Und ich verrate Ihnen noch etwas: Meine Katze sagt nur deshalb noch nicht „Lo-tti!“, weil die dringende Herbeirufung meiner Person, um etwas zu halten, zu schauen, zu richten oder zu finden, von längeren Pausen, verursacht durch die Abwesenheit meines Mannes, unterbrochen wird. In Zeiten seiner Anwesenheit könnte sie es aufgrund der Fülle an „Lo-tti!“-Rufen mühelos erlernen. Aber das wird schon: Mein Mann hat angekündigt, nächstes Jahr mehr zu Hause zu sein.
Ihr habt auch so einen Berti/Lotti/Leo zu Hause? Oder seid es selbst? Schreibt mir, gerne veröffentliche ich Eure skurrile Liebeserklärung hier in FROHLOTTE’s Alltagsperlen!
karin.holzer@sternschanze.at